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Theologischer Salon

Mit Gott im Wohnzimmer

Reguläre Veranstaltungsangebote kommen bei Kirchenmitgliedern häufig nicht mehr an. Es braucht neue Formen zum Austausch. Das hat Bildungsreferentin Susanne Claußen erkannt. Der Plan: Über Gott und die Welt reden – in den eigenen vier Wänden.

Die Idee klingt bestechend: Einen "Theologischen Salon" im eigenen Wohnzimmer, mit einer Expertin, die ins Haus kommt und auf Wunsch mit einem kurzen Impulsreferat in ein Thema einführt. Es gibt schließlich viele Fragen über Gott und die Welt, die sich Gläubige und Ungläubige immer wieder stellen – tragfähige Antworten lassen sich indes nicht immer einfach finden. Und viele scheuen den Weg in die Kirche oder zu entsprechenden Veranstaltungen.

All diese Faktoren bewogen Susanne Claußen, die Idee des "Theologischen Salons" im Dekanat Wiesbaden auf den Weg zu bringen. Die Religionswissenschaftlerin ist seit Februar Referentin für Bildung und Erwachsenenarbeit. Antworten auf Fragen zu geben, aber auch Haltung zu zeigen, Auseinandersetzungen mutig zu führen und sich dem Diskurs der Zeit zu stellen: So stellt sich Claußen ihre Arbeit vor.

Und mit ihren "Hausbesuchen" will sie das an der Basis tun. Sie stammt aus Bayern und war dort als Pfarrerstochter quasi "Exotin", lernte früh, über Glaubensthemen zu diskutieren. In Tübingen hat sie Vergleichende Religionswissenschaft, Kulturwissenschaft und Kunstgeschichte studiert und freiberuflich als Gästeführerin, Autorin, Ausstellungskuratorin und Historikerin gearbeitet. In der inhaltlichen Arbeit auf ihrer Profilstelle als Bildungsreferentin setzt sie neue Akzente, von denen der "Theologische Salon" einer sein soll.

Bislang hat es erst einen Termin gegeben. "Die Menschen, die von der Idee hören, finden sie eigentlich immer klasse – aber die Hemmschwelle, selbst Gastgeber zu werden, scheint doch hoch zu sein", bedauert Claußen. Dabei sei der Zugang niedrigschwelliger nicht denkbar: "Es geht ja nicht darum, ein Menü zu servieren. Auch wenn es natürlich nett ist, wenn ein Glas Wein und ein paar Brezeln auf dem Tisch stehen. Aber Bedingungen gibt es überhaupt nicht." Ganz im Gegenteil: Die Gastgeber sollen lediglich einen Themenwunsch äußern oder eine Frage stellen, die sie schon lange beschäftigt.

"Falls gewünscht, halte ich einen kurzen Vortrag. Falls nicht, fangen wir einfach an, miteinander zu diskutieren. Und dann darf sich das Thema auch entwickeln." Eine Gruppe, die um einen Tisch herum passt – vier bis acht Personen vielleicht – stellt sich Claußen vor. Der bereits stattgefundene Abend drehte sich um den Islam. "Sollte es ein Thema sein, zu dem ich noch andere Expertinnen oder Experten kenne, bringe ich diese vielleicht auch mit." Das Gespräch soll in offener und respektvoller Atmosphäre stattfinden.

Dass man möglicherweise auch an Grenzen stoßen könne, weiß die Wissenschaftlerin. Sie vertraue darauf, dass sich die Diskutanten respektvoll verhalten. Kontroversen seien aber erlaubt. Das Ziel sei nicht unbedingt, "Leute in die Kirche zu locken", meint Claußen. Eine Dienstleistung dieser Art anzubieten, zähle sie zum Brückenschlag zwischen Religion und säkularer Gesellschaft. "Die Menschen haben ja Gesprächsbedarf."

Der Salon solle indes keine seelsorgliche Funktion haben. "Dafür sind die Pfarrpersonen da. Das trenne ich klar." Sie wolle eher auf intellektueller Ebene ansprechen, Dialoge anstoßen, Fragen klären und Gesprächsbereitschaft signalisieren. Die klassische Idee des Salons sei es ja auch, Gesprächskultur zu befördern, bestimmten Themen Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen. Zwei bis drei Stunden, so lange soll ein Salonabend dauern. "Ein Kontrapunkt gegen Twitter-Verkürzungen."

Partizipative Angebote wie diese würden im Prinzip sehr geschätzt, "die klassischen Vortragsabende finden immer weniger Anklang", hat die Bildungsreferentin erfahren. "Die Menschen wollen eigene Ideen, Meinungen, Fähigkeiten einbringen." Die Idee habe sie übrigens vom Wiesbadener Theater entlehnt: "Beim Biennale-Festival konnte man die Kuratoren zu sich nach Hause einladen, die dann dem eigenen Freundeskreis das Programm des Festivals persönlich vorstellten. Das haben wir zweimal gemacht, waren begeistert und haben dann auch viele Vorstellungen besucht. Da habe ich gemerkt, wie so eine persönliche Ansprache wirken kann."

Bei Interesse oder für weiter Informationen melden Sie sich bei Susanne Claußen: susanne.claussen@ekhn.de oder Telefon 06 11/73 42 42 32.

Text: Anja Baumgart-Pietsch
Quelle: Evangelische Sonntagszeitung

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